- Versorgung und Betreuung der Bewohner der 23 Senioren- und Pflegezentren vollumfänglich gewährleistet – ambulanter Pflegedienst und die Dienstleistungs-GmbH arbeiten in gewohntem Umfang weiter
- Gleichbleibende Einnahmen bei steigenden Kosten machen die Neuaufstellung notwendig – Senioren- und Pflegezentren können aufgrund des branchenweiten Fachkräftemangels nicht ausreichend belegt werden
- Sanierungskonzept soll die HANSA-Gruppe wirtschaftlich auf eine nachhaltig tragfähige Basis stellen – Ziel ist der Erhalt der Pflegeeinrichtungen und die Absicherung der rund 1.400 Arbeitsplätze
Oldenburg. Fünf Gesellschaften der HANSA-Gruppe, die insgesamt 23 Senioren- und Pflegezentren in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betreibt, stellen sich im Rahmen von Sanierungsverfahren neu auf. Dazu wurden am 9. März 2023 beim Amtsgericht in Oldenburg entsprechende Anträge gestellt. Ziel der Verfahren ist die wirtschaftliche Neuaufstellung der Gruppe sowie der Erhalt der Häuser und der rund 1.400 Arbeitsplätze. Der ambulante Pflegedienst und die Dienstleistungs-GmbH von HANSA befinden sich nicht in Sanierungsverfahren und arbeiten im gewohnten Umfang weiter. Die Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige werden über Informationsschreiben und -veranstaltungen schnellstmöglich über das Verfahren informiert. Die HANSA-Gruppe steht zudem mit den Heimaufsichten der einzelnen Einrichtungen in engem Austausch.
Keine Einschränkungen im Pflegebetrieb – in den Verfahren sind keine Personalanpassungen geplant
Im Pflegebetrieb gibt es unterdessen keine Einschränkungen. Versorgung und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner sind in allen Einrichtungen der HANSA-Gruppe vollumfänglich gesichert. „Es gibt keine Änderungen beim Umfang und bei der Qualität der Versorgungsleistungen und des Betreuungsangebotes. Bei HANSA steht der ältere Mensch seit der Gründung des Unternehmens vor mehr als 40 Jahren im Mittelpunkt. Das wird auch weiterhin der Fall sein. Gleichzeitig stehen wir zu unserer Verantwortung für unsere Mitarbeitenden“, erklären die HANSA-Geschäftsführer Steffen Krakhardt, Ralf Winstroth und Frank Lutter.
„Schwarze Null“ für Ende 2023 angestrebt
Die Verfahren werden genutzt, um ein umfassendes Sanierungskonzept für die fünf Gesellschaften zu entwickeln und dieses mit den Gläubigern und dem Gericht abzustimmen. Nach den derzeitigen Planungen soll die HANSA-Gruppe Ende 2023 zu einer „schwarzen Null“ zurückkehren.
Verstärkung der Herausforderungen durch externe Faktoren
Notwendig ist die Neuaufstellung der HANSA-Gruppe durch Herausforderungen, die den Pflegemarkt in Deutschland bereits seit mehreren Jahren betreffen und in der jüngsten Vergangenheit durch externe Faktoren (Pandemie, Inflation) verstärkt wurden. Kurz zusammengefasst: Einem sehr dynamischen Anstieg der Kosten für Energie, Material, Mieten und Personal stehen Einnahmen gegenüber, die bestenfalls nur verzögert daran angepasst werden können.
Aufgrund der politisch und von den Pflegekassen vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen tragen sich Seniorenheime wirtschaftlich gesehen erst ab einer Auslastung von rund 95 Prozent. Unternehmen verfügen also nur über einen wirtschaftlichen Puffer von höchstens fünf Prozent. Wegen des Fachkräfte-, aber auch generell des Personalmangels ist es für Pflegeeinrichtungen in den vergangenen Jahren zudem immer herausfordernder geworden, das geforderte und notwendige Verhältnis von Pflegenden zu Gepflegten sicherzustellen und nicht unter die wirtschaftliche Schwelle von 95 Prozent zu kommen. Durch die jahrelangen Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich der Personalmangel in der Pflege noch verstärkt. Die Qualifikation und Zahl des Personals bestimmt jedoch die mögliche Belegung.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Mitarbeitenden Sorge zu tragen, hat die HANSA-Gruppe auf den extrem kostenintensiven Einsatz von Zeitarbeitenden zurückgreifen müssen, die innerbetriebliche Integration sehr herausfordernd und nur mit sehr begrenztem Erfolg umzusetzen ist. Daher war und ist es nicht immer möglich, Senioren- und Pflegezentren wegen des andauernden Mangels an Stamm-Personal, sowohl bei den wichtigen Pflegehilfskräften wie bei den Fachkräften, ausreichend zu belegen.
Kombination aus Herausforderungen seit mehreren Jahren
Hinzu kommt auf der Einnahmenseite die Besonderheit, dass die Verhandlungen mit den Pflegekassen nur einmal im Jahr stattfinden und selbst bei unvorhergesehenen größeren Preissteigerungen wie etwa beim Punkt Energie unterjährig keine Nachverhandlung möglich ist. Die gestiegenen Kosten können daher nicht unmittelbar refinanziert werden, was zu wirtschaftlichen Verlusten führt. „Über einen gewissen Zeitraum sind solche Auswirkungen zu verkraften. Seit der Corona-Pandemie reiht sich allerdings Krise an Krise. Eine solche Kombination aus externen wirtschaftlichen Herausforderungen war und ist auch für uns als vorsichtig planendes und agierendes Unternehmen über einen Zeitraum von mehreren Jahren nicht durchzuhalten“, sagen die HANSA-Geschäftsführer Steffen Krakhardt, Ralf Winstroth und Frank Lutter. „Wir sind aber überzeugt davon, dass wir uns im Rahmen der Sanierungsverfahren nachhaltig und zukunftsfähig aufstellen können.“
Team aus erfahrenen Sanierungsspezialisten
Bei der Restrukturierung wird die HANSA-Gruppe von einem Team aus erfahrenen Sanierungsspezialisten von Schultze & Braun um die Restrukturierungsexperten Detlef Specovius, Michael Böhner und Christoph von Wilcken beraten und unterstützt. Das Team von Schultze & Braun verfügt über eine langjährige Erfahrung und deckt neben dem Sanierungs- auch das Arbeitsrecht sowie betriebswirtschaftliche Planung und Rechnung ab. Die Spezialisten waren unter anderem für die Fluggesellschaft Condor, die Friseurkette Klier oder die Bekleidungshändler ESPRIT und Bonita bei ihren Neuaufstellungen im Sanierungsverfahren tätig.
Über die HANSA-Gruppe
Seit 1982 entwickelt, errichtet und betreibt die HANSA-Gruppe verschiedene Senioreneinrichtungen, ambulante Pflegedienste und angeschlossene Dienstleistungen. Seit der Gründung steht bei HANSA der ältere Mensch im Mittelpunkt. Die Einrichtungen finden sich in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen mit rund 3000 Pflege- und Wohneinheiten und 1400 Beschäftigten.
Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzrecht. Mit über 600 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland unterstützt Schultze & Braun Unternehmen vor Ort, bundesweit und international in allen rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.