• Insolvenzverwalter verhandelt weiter über Fortsetzung der laufenden Bauprojekte.
• Investorenprozess für Grundstücke beginnt.
• Das Amtsgericht Nürnberg hat die Insolvenzverfahren eröffnet und Volker Böhm sowie Dr. Elske Fehl-Weileder und Katharina Franke von der Kanzlei Schultze & Braun als Insolvenzverwalter bestellt.
Nürnberg. Bei der insolventen PROJECT Immobilien-Gruppe kommen die Bemühungen zur Fortsetzung der laufenden Bauprojekte weiter voran. Ziel ist es unverändert, möglichst viele der angefangenen Bauprojekte abzuschließen und den wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Käufer sowie Fondsanleger zu minimieren. Das zuständige Amtsgericht Nürnberg hat inzwischen die Insolvenzverfahren über die Gesellschaften der PROJECT Immobilien-Gruppe eröffnet, die in der ersten August-Hälfte Insolvenz angemeldet hatten. Als Insolvenzverwalter für die PROJECT Immobilien Holding und den überwiegenden Teil der Konzerngesellschaften bestellte das Gericht Rechtsanwalt Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun. Für zwei weitere Gesellschaften wurden Dr. Elske Fehl-Weileder und Katharina Franke als Insolvenzverwalterinnen bestellt (ebenfalls Schultze & Braun).
Insgesamt unterhält die PROJECT Immobilien-Gruppe 119 Projektgesellschaften mit Projekten in unterschiedlichen Bau- und Verkaufs-Stadien: von unbebauten Grundstücken über erste Rohbauarbeiten bis kurz vor oder sogar nach Fertigstellung. Davon befinden sich 80 in der Insolvenz. „Wir sind mit Verfahrenseröffnung so weit, dass wir für jede Fallgruppe eine Vorgehensweise definiert haben, die so werterhaltend wie möglich ist und wirtschaftliche Nachteile bei allen Beteiligten so gut wie möglich vermeidet“, so Volker Böhm, Insolvenzverwalter der Holdinggesellschaft. „Das gilt insbesondere für die mehr als 1.400 betroffenen Käufer der rund 1.850 Wohnungen. Bei steckengebliebenen Bauvorhaben in Insolvenzverfahren ist das nicht ganz einfach. Deswegen kommt es nicht selten vor, dass diese längere Zeit stillstehen oder sogar als Bauruinen enden.“
Für 39 Projektgesellschaften wurde noch kein Insolvenzantrag gestellt. Sie unterstehen daher nicht dem Insolvenzverwalter. Böhm betonte, dass die Lösungsansätze auch für die Projekte erarbeitet wurden, deren Projektgesellschaften bislang keinen Insolvenzantrag gestellt haben. „Bei diesen Projekten liegt die Entscheidung wie es weitergeht aber bei den Gesellschaftern“, so der Insolvenzverwalter.
Nachdem Böhm die möglichen Optionen geprüft und Angebote von Bauunternehmen zur Fertigstellung der Gebäude eingeholt hat, ergibt sich folgendes Bild:
1. Weiterbau durch Generalunternehmer angestrebt
Ein Teil der laufenden Bauprojekte kann aller Voraussicht nach in Zusammenarbeit mit Generalunternehmern fertiggestellt werden, die die Bauleistungen und Gewährleistung übernehmen. PROJECT kann sich dadurch auf die Projektsteuerung konzentrieren. Bereits im September hatte Böhm für drei Nürnberger PROJECT-Baustellen einen lokal ansässigen Bauunternehmer für deren Fertigstellung gewinnen können. Die Kunden haben im Gegenzug zugestimmt, auf eine Verzögerungsentschädigung zu verzichten. „In Nürnberg hat uns geholfen, dass der Generalunternehmer bereits den Rohbau erstellt hatte und das Projekt kannte“, so Böhm. „Die Fertigstellung mit Generalunternehmern wollen wir aber auch ohne diese Vorbedingungen bei möglichst vielen weiteren Projekten umsetzen.“ Dem Insolvenzverwalter liegen inzwischen Angebote von Generalunternehmern über die Fortsetzung von sieben weiteren Projekten vor, deren Konditionen aktuell verhandelt werden. Böhm hob in diesem Zusammenhang den Einsatz der PROJECT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor: „Ausschreibungsprozesse für Bauvorhaben in dieser Größenordnung sind in der Regel sehr langwierig. Dass wir in weniger als zweieinhalb Monaten drei Abschlüsse erzielt haben und zu weiteren Projekten in den Endverhandlungen sind, ist ganz maßgeblich der guten Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen von PROJECT zu verdanken.“
2. Weiterbau durch WEG
Sieben weitere Bauprojekte sind bereits soweit fortgeschritten, dass kein Generalunternehmer bereit war, den Weiterbau zu übernehmen. „Bei einem Rohbau kann der Generalunternehmer sein wirtschaftliches Risiko gut einschätzen“, erläuterte Böhm. „Fortgeschrittene Baustellen, wo z.B. der Innenausbau schon begonnen hat oder die Leitungen schon liegen, sind dagegen für einen Generalunternehmer eine Black Box, und sie sind nicht bereit, dafür die Gewährleistung zu übernehmen. Wir werden aber auch hier die Käufer nicht im Regen stehen lassen sondern die Voraussetzungen für eine Fertigstellung des Objektes durch die Eigentümergemeinschaft schaffen“, so Böhm. In diesen Fällen stellt PROJECT Immobilien den Wohnungseigentümergemeinschaften alle Unterlagen zusammen, die erforderlich sind, damit die Eigentümer die Fertigstellung mit Einzelzunternehmern beauftragen können. „Das bedeutet für die Käufer, dass sie sich ein Stück weit selbst organisieren müssen“, betont Böhm. „Allerdings lässt das Insolvenrecht hier keine andere Wahl, und es ist der einzige Weg eine Bauruine und damit einen massiven wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.“
3. Verkauf mit Rückabwicklung
Sechs laufende Bauvorhaben befinden sich in einer so frühen Phase, dass die Projekte rückabgewickelt werden und die Grundstücke weiter verkauft werden können. Dies sind Projekte, bei denen Käufer z.T. nur Anzahlungen oder auch noch gar keine Zahlungen geleistet haben. „Dies ist für die betroffenen Käufer der schnellste Weg, ihren Schaden auf ein Minimum zu begrenzen, einige Käufer sind von sich aus mit diesem Wunsch auf uns zugekommen“, so Böhm. „Wir gehen davon aus, dass der Weiterverkauf des Grundstücks zu Konditionen möglich ist, die es erlauben, die bereits gezahlten Kaufpreisraten an die Käufer zurückzuerstatten.“
4. Reiner Grundstücksverkauf
Bei dieser Gruppe handelt es sich um 26 unbebaute Grundstücke überwiegend in guten Lagen mit guter Nutzungsmöglichkeit in Ballungsräumen, z.B. Berlin und Düsseldorf. Die Grundstückskäufe sind über Publikumsfonds finanziert worden. Alle Grundstücke sollen bestmöglich zugunsten der Anleger verwertet werden. Böhm hat sich mit der Fondsverwaltung abgestimmt, dass sämtliche unbebaute Grundstücke von PROJECT Immobilien in einem gemeinsamen Investorenprozess vermarktet werden. Dazu wird nun im eröffneten Insolvenzverfahren ein Investorenprozess mit einem spezialisierten Makler gestartet, bei dem auch internationale Investoren angesprochen werden sollen.
5. Verkauf ohne Rückabwicklung
Bei neun Projekten handelt es sich um laufende und z.T. weit fortgeschrittene Bauprojekte, bei denen keine privaten Käufer betroffen sind. Die Projekte sind entweder ganz oder weit überwiegend für gewerbliche Nutzung konzipiert. Soweit dort z.T. Wohneinheiten enthalten sind, sind diese noch nicht verkauft. Diese Projekte sollen entweder für die bisherigen Auftraggeber zu Ende gebaut werden oder im Zuge des Investorenprozesses vermarktet und verkauft werden.
6. Abgeschlossene Bauprojekte mit Mängelbeseitigung
Bei 40 Projekten ist der Bau bereits abgeschlossen und es sind noch einige Mängel zu beseitigen. Bei dieser Gruppe ist eine Vielzahl von Einzelsachverhalten mit Käufern und Eigentümergemeinschaften (WEG) in Bearbeitung. In der Regel geht es um kleinere Restmängel für die die Käufer einen Einbehalt vorgenommen haben. „Wir werden den Käufern Vergleichslösungen anbieten die den unterschiedlichen Positionen bestmöglich gerecht werden: Dem Interesse der Käufer an einer mangelfreien Wohnung, und dem Interesse der Gläubiger und Anleger, einen möglichst hohen Anteil der letzten Kaufpreisrate zu realisieren“, so Böhm.
7. Abgeschlossene Bauprojekte in Gewährleistungsphase
Bei 21 Projekten sind der Bau und die anschließende Mängelbeseitigung bereits seit längerer Zeit abgeschlossen. Diese Projekte befinden sich in der fünfjährigen Gewährleistungsphase. Dies ist die Gruppe mit dem geringsten Schadensrisiko für die betroffenen Käufer, da in der Regel auch Gewährleistungsansprüche der Projektgesellschaften gegen den Nachunternehmer bestehen, die an die Käufer abgetreten werden können.
In der Anlage zu dieser Pressemitteilung befindet sich eine Liste mit den oben erwähnten Bauprojekten, die Angaben zu den Lagen der Projekte und dem jeweiligen Status enthält.
Pressekontakt:
Sebastian Glaser
möller pr GmbH
Telefon: 0221 80 10 87-80
Email: sg@moeller-pr.de
Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzrecht. Mit rund 600 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland unterstützt Schultze & Braun Unternehmen vor Ort, bundesweit und international in allen rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.