- „Ziegler Naturenergie GmbH“, „Holzzentrum Ziegler GmbH“, „Eisen Knorr GmbH“, „Ziegler Holztechnik Gmbh“ sowie weitere Gesellschaften melden Insolvenz an
- Insolvenzverwalter Volker Böhm prüft Fortführungs- und Sanierungsaussichten
- Weitere Belieferung des Sägewerks entscheidend
Plößberg/Oberpfalz. Diese Woche haben weitere Tochtergesellschaften der Ziegler Gruppe Insolvenzantrag gestellt, darunter die „Ziegler Naturenergie GmbH“, die „Holzzentrum Ziegler GmbH“, die „Eisen Knorr GmbH“ und die „Ziegler Holztechnik GmbH“. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde auch für diese Gesellschaften Rechtsanwalt Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt. Böhm hat umgehend gemeinsam mit seinem Team die betroffenen Beschäftigten informiert. Deren Löhne und Gehälter sind für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. „Das Insolvenzgeld verschafft den insolventen Unternehmen eine wichtige finanzielle Atempause, währenddessen können wir die Sanierungsoptionen ausloten“, so der Insolvenzverwalter. In den nächsten Tagen werden weitere Insolvenzanträge folgen (s. Auflistung unten).
Die „Ziegler Naturenergie GmbH“ mit Hauptsitz in Plößberg betreibt in Pressath eines der größten und modernsten Pelletwerke in Deutschland und beschäftigt rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Den Großteil der Restholzprodukte, aus denen die Pellets gefertigt werden, bezieht das Unternehmen von der Ziegler Gruppe.
Die „Holzzentrum Ziegler GmbH“ fertigt in Plößberg Holzprodukte für Bau und Innenausbau, etwa Terrassendielen, Profilbretter, Bodendielen, Kanthölzer und Hobelware. Das Unternehmen beschäftigt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Am 26. November war es dort zu einem Brand in einer Lagerhalle gekommen. Der Brand wurde von der Feuerwehr gelöscht, verletzt wurde niemand. „Der Insolvenzantrag erfolgte unabhängig von dem Brand, bei dem zum Glück niemand zu Schaden kam“, erläuterte Böhm. „Allerdings muss man klar sagen, dass der Brand die Fortführungsmöglichkeiten dieser Gesellschaft erheblich geschmälert hat.“
Der Haustechnik-Händler „Eisen Knorr GmbH“ in Weiden beschäftigt rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für dieses Unternehmen hatte die Geschäftsführung bereits vor knapp einem Monat die Schließung beschlossen und eingeleitet. Bei „Eisen Knorr findet“ seit einigen Wochen der Abverkauf statt.
Die Ziegler Holztechnik GmbH fertigt im thüringischen Hermsdorf Schicht- und Sperrholzprodukte und beschäftigt rund 80 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Darüber hinaus haben folgende Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt (Stand: 29. November, 13.00 Uhr) oder werden dies in den nächsten Tagen tun:
- Thermoheld GmbH, Bayreuth/Kemnath (15 MA, Antrag gestellt)
- Green Living Service GmbH, Plößberg (20 MA, Antrag gestellt)
- Ziegler Forstservice, Plößberg (20 MA, Antrag gestellt)
- Zimmerei Ziegler, Plößberg/Wiesau (30 MA)
- Ziegler Haus-Technik, Plößberg (5 MA)
- Ziegler Modulbau GmbH, Plößberg/Naila (60 MA)
- Ziegler Haus GmbH, Plößberg (10 MA)
m3plan, Grafenwöhr (30 MA)
Hintergund der Insolvenzanträge sind die engen Verflechtungen innerhalb der Gruppe. Vor allem zwischen den Kern- Unternehmen der Ziegler Gruppe rund um das Sägewerk bestehen enge Leistungs- und Lieferbeziehungen. Hinzu kommt, dass sämtliche Unternehmen durch das gruppeninterne Cash-Pooling auch im Hinblick auf ihre Liquiditätsausstattung eng verflochten sind. „Die Folge ist, dass die Insolvenz der Hauptgesellschaften auch auf Tochtergesellschaften durchschlagen, die nicht so eng mit dem Kerngeschäft verbunden sind“, erläuterte Böhm. „Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass bei einer Entflechtung viele Unternehmen durchaus sanierungs- und zukunftsfähig sein können. Wir werden dies für jede Gesellschaft genau prüfen mit dem Ziel, so viele Unternehmen und Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.“
Unterdessen arbeitet der vorläufige Insolvenzverwalter an der Stabilisierung der insolventen Gesellschaften. Im Zentrum steht vor allem das Sägewerk, von dem viele weitere Unternehmen der Gruppe abhängen. Die Produktion ist dort deutlich zurückgefahren, weil die Vorräte an Stammholz stark reduziert sind. „Wir bemühen uns, kurzfristig die nötigen Mengen an Stammholz zu bekommen, um die Produktion wieder hochzufahren“, betonte der vorläufige Insovlenzverwalter. „Dazu sind wir mit den Lieferanten in intensiven Gesprächen und hoffen, dass sie Ziegler weiter beliefern. Die Fortführung und der Erhalt des Sägewerks ist letztlich auch in deren Interesse.“
Parallel dazu bereitet Böhm einen Investorenprozess vor, bei dem potenzielle Übernahmeinteressenten aktiv angesprochen werden. Kontakte mit möglichen Investoren gibt es bereits. „Bei der Investorensuche fangen wir nicht bei null an, sondern können bei einigen Unternehmen an Gespräche anknüpfen, die die Gruppe seit längerem führt“, so Böhm. „Für einige Gesellschaften gibt es bereits jetzt ein hohes Investoreninteresse.“ Das Insolvenzverfahren ermöglicht es potenziellen Investoren, Teile der Ziegler Gruppe „lastenfrei“, d.h. ohne Übernahme von Verbindlichkeiten zu übernehmen. „Schon jetzt zeigt sich, dass die durch die Insolvenz eingetretenen neuen Rahmenbedingungen für Investoren interessant sind“, so Böhm.
Die Ziegler Holding-Gesellschaft hatte am 20. November 2024 Insolvenz angemeldet. Die Gruppe hatte in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen. Neben dem Kerngeschäft, der Holzbearbeitung und -verarbeitung für die Bauindustrie, ist die Ziegler-Gruppe mittlerweile u.a. in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Haus- und Modulbau sowie in angrenzenden Gewerken wie der Haustechnik tätig. Allerdings wurde die Unternehmensgruppe inmitten ihrer Wachstumsphase durch den Nachfrageeinbruch im Bausektor infolge des Ukraine-Krieges und des Zinsanstiegs schwer getroffen. Nach eigenen Angaben beschäftigt die ZIEGLER GROUP rund 3.000 Mitarbeiter in drei Ländern (Deutschland, Schweden und Rumänien) und erwirtschaftete im Jahr 2023 bei schwachen Märkten einen Gruppenumsatz von rund 750 Millionen Euro.