Projektsteuerung in Restrukturierung und Sanierung: Schritt für Schritt zum Erfolg
Um eine Unternehmenskrise erfolgreich und nachhaltig zu bewältigen, ist es sinnvoll, die Restrukturierung professionell zu steuern. Im Interview erläutert Michael Böhner, was eine gute Projektsteuerung ausmacht und wie wichtig sie für die Kommunikation in einer Restrukturierung ist.
Herr Böhner, welche Bedeutung hat die Projektsteuerung in einer Restrukturierung oder Sanierung?
Böhner: Die professionelle Projektsteuerung ist ein entscheidender Faktor für das Gelingen einer Restrukturierung – dabei macht es keinen Unterschied, ob das Unternehmen eine StaRUG-Restrukturierung, eine Eigenverwaltung oder ein Regel-Insolvenzverfahren durchläuft. Da die Steuerung eines Restrukturierungs- oder Sanierungsprojektes für dessen Erfolg essentiell ist, sollte sie so früh wie möglich aufgesetzt und implementiert werden. Das erfolgt normalerweise in mehreren Schritten.
Wie laufen diese Schritte ab?
Böhner: Zunächst werden die einzelnen Maßnahmen, die umgesetzt werden und geplant sind, qualitativ und quantitativ beschrieben. Zudem wird ein Zeit- beziehungsweise Meilensteinplan erstellt. Dann werden die Verantwortlichkeiten und die handelnden Personen definiert, die in regelmäßigen Turni als eine Art Lenkungsausschuss für die Restrukturierung oder Sanierung zusammenkommen. Bei den handelnden Personen handelt es sich um ein gemischtes Management, das sowohl in einer StaRUG-Restrukturierung, aber auch in einer Eigenverwaltung aus Externen wie etwa dem CRO, der die Restrukturierung oder Sanierung leitet, aber auch aus Vertretern der Geschäftsführung beziehungsweise des Unternehmens besteht. Seine Aufgabe ist es, immer im Blick zu haben, dass die zu Beginn definierten Maßnahmen eingehalten oder bei Bedarf angepasst sowie umgesetzt werden. Dadurch, dass sich ein CRO um die insolvenzrechtlichen Belange einer Restrukturierung oder Sanierung kümmert und die Kommunikation und Abstimmung mit allen Stakeholdern strukturiert und führt, hilft er die Sanierungsmaßnahmen konsequent umzusetzen und den langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern. Die Geschäftsleitung kann dabei weiter den Fokus auf dem normalen Tagesgeschäft behalten.
Sie haben den CRO, also den Chief Restructuring Officer erwähnt. Wie ist dessen Rolle definiert?
Böhner: Der CRO berät die Geschäftsführung und hält bei der StaRUG-Restrukturierung, aber auch in einer Eigenverwaltung die Fäden in der Hand und verteilt die Aufgaben – etwa an die betriebswirtschaftliche Abteilung, die Zahlen öfter zu monitoren oder an die Personalabteilung, sich um anstehende arbeitsrechtliche Fragen zu kümmern. Zudem gehört es zu den Aufgaben eines CRO, zu überwachen, dass in einer Restrukturierung oder Sanierung alles korrekt abläuft – auch rechtlich gesehen. Ein CRO muss daher sowohl in einer StaRUG-Restrukturierung als auch in einer Eigenverwaltung über insolvenzrechtliche Expertise verfügen.
Sie waren bereits als CRO in zahlreichen Restrukturierungen und Sanierungen tätig. Wer kommt in der Regel auf sie zu?
Böhner: Das StaRUG hat für die Geschäftsleiter den bereits nach allgemeinen Regeln bestehenden Pflichtenkreis normiert. Um diesen zu erfüllen wenden sich Geschäftsleiter an ihre Berater, wie zum Beispiel Rechtsanwälte, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer, die dann uns ansprechen oder ihre Mandanten zu einer Kontaktaufnahme bewegen. In ihrer Funktion können externe Berater zudem meist vor den Geschäftsführern oder Gesellschaftern erkennen, wenn etwas mit dem Unternehmen nicht stimmt. Und je früher eine Schieflage erkannt wird, desto größer sind die Chancen, sie mit entsprechenden Gegenmaßnahmen zu beheben.
Wenn die Fronten zwischen den Beteiligten verhärtet sind, kann eine gute und professionelle Projektsteuerung da helfen?
Böhner: Auf jeden Fall. Aufgabe der Projektsteuerung ist es auch, die Interessen der Beteiligten aufzunehmen und eine gemeinsame Basis zu finden. Dabei sind Kommunikation und Erfahrung extrem wichtig. Das gemeinsame Ziel ist es, dass die Restrukturierung oder Sanierung gelingt. Das gerät im Eifer der Bemühungen mitunter jedoch aus dem Fokus. Indem die Projektsteuerung zu allen Beteiligten den Kontakt hält, sie abholt und eventuell verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnt und erhält, leistet sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Re-Fokussierung auf das gemeinsame Ziel. Das gilt sowohl für die Stakeholder als auch die Mitarbeiter, die eventuell verunsichert sind, weil sie sich um ihren Arbeitsplatz sorgen. Aus diesem Grund achten wir bei der Zusammenstellung unserer Projektteams darauf, dass jeder einzelne zu dem Mandanten und zum Projekt passt. Das ist wichtig, denn wir sind alle unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlicher Expertise. Damit die Projektsteuerung erfolgreich ist, muss das Unternehmen als Ganzes uns vertrauen. Das gelingt nur, wenn alle gut miteinander auskommen und transparent zusammenarbeiten. Das ist unser Pfund als Projektsteuerer. Wir haben Erfahrung und können gut planen. Der Blick von außen hilft dabei immens.
Eine Restrukturierung oder Sanierung ist immer eine Sondersituation: Man arbeitet unter Zeitdruck und stößt auf Widerstand. Wie gehen Sie damit um?
Böhner: Wir bauen auf unsere Erfahrung: Wir verfügen über ein engmaschiges Netzwerk und ausgewiesene Experten. Sie sprechen die Sprache der Stakeholder und verfügen über langjährige, praktische Erfahrung bei der Bewältigung von Unternehmenskrisen.