- Letzter Investor zieht sich aus Gesprächen zurück
- Ausproduktion der vorhandenen Aufträge wird vorbereitet
- Verhandlungen mit Betriebsrat über Interessenausgleich und Sozialplan
Gunzenhausen. Der Automobil-Zulieferer Pressmetall beginnt mit der Ausproduktion. Zuvor hatte sich der zuletzt verbliebene Investor aus dem Bieterprozess zurückgezogen.
Ursache des Rückzugs nach monatelangen intensiven Verhandlungen sind deutlich reduzierte avisierte Abrufzahlen von Hauptkunden, die diese teilweise um die Hälfte nach unten korrigiert hatten. Dadurch entstand bei Pressmetall ein ungeplanter zusätzlicher Liquiditätsbedarf im Millionenbereich für das kommende Geschäftsjahr. Dieses Risiko war der Investor nicht mehr bereit zu tragen.
„Dieses Ergebnis ist ein schwerer Schock für uns und für die gesamte Belegschaft. Wir waren alle sehr zuversichtlich, dass wir nach dem Pressmetallwerk in Hoym auch für den Standort Gunzenhausen eine gute Lösung finden werden“, kommentiert Sanierungsberater Detlef Specovius von Schultze & Braun. „Da Pressmetall in Gunzenhausen ohne einen Investor keine Perspektive hat, blieb uns keine andere Wahl als der Start der Ausproduktion.“
Auch der Gläubigerausschuss hatte sich für eine Schließung des Standorts ausgesprochen, sollte sich kein Investor für Gunzenhausen finden.
Sachwalter Dr. Stefan Debus von Müller-Heydenreich, Bierbach & Kollegen (Nürnberg) dankt den Mitarbeitern für ihren Einsatz in den vergangenen Monaten: „An ihnen hat es nicht gelegen. Sie haben unter schwierigen Bedingungen in dieser Pandemie vollen Einsatz gezeigt und um ihre Arbeitsplätze gekämpft. Gleiches gilt für den Betriebsrat und die Gewerkschaft, die immer eng in den Investorenprozess eingebunden waren und uns in den Verhandlungen unterstützt haben.“
Allen aktuell 504 Mitarbeitern in Gunzenhausen muss noch im Dezember gekündigt werden. Mit dem Betriebsrat laufen Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich. Vorhandene Aufträge werden in Gunzenhausen noch abgearbeitet.
Pressmetall durchlief seit Dezember 2019 ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung, nachdem Auftragsrückgänge das Unternehmen in einer Transformationsphase belastet und zu einem Liquiditätsengpass geführt hatten.