- Vorläufiger Insolvenzverwalter Volker Böhm von Schultze & Braun führt Geschäftsbetrieb des traditionsreichen Fahrzeugbau-Unternehmens fort – Produktion der Fahrzeuge läuft wie geplant
- Löhne und Gehälter der rund 200 Mitarbeitenden an den Standorten in Bayern und Thüringen bis Ende Januar abgesichert – Belegschaft ist über das Verfahren informiert
- Stagnation des Marktes, hohe Rabatte der Händler und Auftragsrückgänge als Ursache der wirtschaftlichen Krise – Investoren bekunden Interesse an Einstieg
Ehekirchen-Hollenbach/Eliasbrunn. Die Martin Reisch GmbH und die Martin Reisch Eliasbrunn GmbH setzen die Restrukturierung im vorläufigen Insolvenzverfahren fort. Entsprechende Anträge stellten die beiden Schwestergesellschaften aus der auf den Bau von Nutz- und Agrarfahrzeugen spezialisierten Reisch-Gruppe beim Amtsgericht Ingolstadt. Andere Gesellschaften der Reisch-Gruppe sind nicht betroffen.
Das Amtsgericht hat Rechtsanwalt Volker Böhm von Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht hat sich ein erstes Bild von der wirtschaftlichen Lage der beiden Gesellschaften gemacht und führt den Geschäftsbetrieb des Unternehmens fort. „Die Produktion läuft an beiden Standorten weiter, alle Aufträge werden wie geplant bearbeitet und produziert“, sagt Böhm.
Insolvenzgeld bis Ende Januar 2024
Der vorläufige Insolvenzverwalter informierte in Betriebsversammlungen die rund 150 Mitarbeitenden am Hauptsitz im oberbayerischen Ehekirchen-Hollenbach und die rund 50 Beschäftigten im thüringischen Eliasbrunn über das Verfahren. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sind bis einschließlich Januar 2024 über das Insolvenzgeld abgesichert.
„Die Mitarbeiter von Reisch haben damit zunächst eine Absicherung für die kommenden zwei Monate. Diese Zeit bis Ende Januar 2024 werden wir nutzen, um die bereits begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen und nun auch die Möglichkeiten des Insolvenzrechts zu nutzen. Reisch hat bereits in den vergangenen Monaten Maßnahmen zu einer besseren Geschäftsentwicklung erarbeitet und teils bereits umgesetzt. Dazu gehören effizientere Abläufe in der Produktion oder Verbesserungen im Einkauf. Bei Reisch handelt es sich um ein traditionsreiches Unternehmen, das im Markt für stabile und langlebige Fahrzeuge sowie ein komplettes Anhängerprogramm für Landwirtschaft und Lohnunternehmen bestens bekannt ist. Seine große Stärke ist, individuelle Kundenwünsche umzusetzen. Investoren haben bereits ihr ernsthaftes Interesse bekundet, bei Reisch einsteigen zu wollen. Die Gespräche darüber werden wir in den kommenden Wochen führen“, sagt Böhm.
Ursache der Unternehmenskrise ist eine Stagnation des Marktes für landwirtschaftliche und andere Nutzfahrzeuge. „Seit 2022 ist der Markt stark rückläufig, was sich bei Reisch in den Auftragseingängen niederschlägt“, sagt Böhm. Die Händler verfügen daher noch über einen hohen Fahrzeugbestand aus dem Vorjahr, den sie aktuell mit Rabatten an die Kunden verkaufen. Entsprechend zurückhaltend sind die Händler aktuell mit den Bestellungen für das kommende Jahr.
Über Martin Reisch
Martin Reisch ist ein traditionsreicher und seit vielen Jahren etablierter Produzent von hochwertigen Anhängern für die Agrarwirtschaft sowie von sogenannten Schubbodenfahrzeugen und Sattelkippern für die Nutzfahrzeugindustrie mit Standorten in Ehekirchen-Hollenbach/Bayern und Eliasbrunn/Thüringen. Das Unternehmen wurde 1951 gegründet und ist bis heute mit der Gründerfamilie assoziiert. Insgesamt fertigt Martin Reisch rund 1.100 Fahrzeuge pro Jahr. 2022 erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro.