- Vorläufiger Insolvenzverwalter mit großem Team von Spezialisten vor Ort in Mainz – Ziel des Verfahrens: Stabilisierung der Bank und Sicherung der Vermögenswerte des Instituts
- Einlagen der Kunden sind im geordneten gesetzlichen Insolvenzverfahren nach den Bedingungen der Einlagensicherung abgesichert
- Ursache des Insolvenzantrags sind hohe Schadensersatzforderungen gegen das Institut aufgrund des Vorwurfs der Beteiligung an Cum-Ex-Geschäften mit dänischen und belgischen Wertpapieren
Mainz. Nach dem Insolvenzantrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat das Amtsgericht Mainz Dr. Dietmar Haffa von der bundesweit tätigen Kanzlei Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter über das Vermögen der North Channel Bank GmbH & Co. KG bestellt. Der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht sowie Diplom-Betriebswirt hat zusammen mit seinem Team aus Insolvenz- und Banken-Spezialisten bereits damit begonnen, das Vermögen des Instituts zu sichern. Dr. Haffa verschafft sich vor Ort am Sitz der Bank in Mainz einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Instituts. „Es geht hier zunächst vorrangig um die Sicherung des vorhandenen Vermögens der Bank im Rahmen des geordneten gesetzlichen Insolvenzverfahrens. Die Einlagen der Kunden selbst sind nach den Bedingungen der gesetzlichen und privaten Einlagensicherung abgesichert und werden – nach Feststellung des Entschädigungsfalls durch die BaFin - entschädigt“, erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter. Der Geschäftsbetrieb der Bank bleibt nach dem Moratorium der BaFin vom 12. Januar 2023 geschlossen. Es ist der Bank nur erlaubt, Zahlungen entgegenzunehmen, die von Dritten zur Tilgung von Verbindlichkeiten gegenüber der North Channel Bank geleistet wurden.
Schadensersatzforderungen in Höhe von insgesamt 176 Millionen Euro
Ursache der wirtschaftlichen Schieflage sind Schadensersatzforderungen aufgrund von früheren Geschäftsaktivitäten der North Channel Bank, bei denen Wertpapiere dänischer und belgischer Emittenten rund um den Dividendenstichtag gehandelt und dadurch Steuererstattungen für nicht gezahlte Steuern erlangt wurden. Aufgrund dieser Geschäfte machen die Steuerbehörden dieser beiden Staaten der Bank den Vorwurf der Beteiligung an sogenannten Cum-Ex-Geschäften und verlangen Schadensersatz in Höhe von insgesamt 176 Millionen Euro von der North Channel Bank. Eine außergerichtliche Einigung zwischen der Bank und den betroffenen Steuerbehörden kam nicht zustande.
Nach Einschätzung der BaFin ist die North Channel Bank nicht in der Lage, Schadensersatz in der geltend gemachten Höhe zu leisten. Mit dem vorläufigen Insolvenzverfahren werden deshalb Maßnahmen ergriffen, um die Bank im geordneten gesetzlichen Insolvenzverfahren zu stabilisieren und die Liquidität sowie die Vermögenswerte der Bank zu sichern.
Die North Channel Bank wurde 1924 als Bankhaus Oswald Kruber GmbH & Co. KG in Berlin gegründet. 2009 erwarb eine nordamerikanische Investorengruppe das Institut, firmierte es in North Channel Bank GmbH & Co. KG um und verlegte den Sitz in die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz. Die Bilanzsumme der Bank belief sich gemäß aufgestelltem Jahresabschluss zum 31.12.2021 auf 173,0 Millionen Euro, zum 31.12.2022 auf Basis unterjähriger Zahlen noch auf 114,4 Millionen Euro. Seit August 2021 unterliegt die Bank einer von der BaFin angeordneten Beschränkung der Kreditvergabe und der Einlagenannahme sowie zusätzlichen Kapitalanforderungen. Am 12. Januar 2023 schloss die BaFin die Bank und ordnete ein Moratorium an.
Über Schultze & Braun
Schultze & Braun ist ein führender Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzrecht. Mit über 600 Mitarbeitern an mehr als 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland unterstützt Schultze & Braun Unternehmen vor Ort, bundesweit und international in allen rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.