Die Neuaufstellung des fränkischen Automobilzulieferers BOLTA-WERKE geht in die nächste Phase: Der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm hat gemeinsam mit der Geschäftsführung einen strukturierten Investorenprozess eingeleitet. Erste potenzielle Erwerber haben bereits ihr Interesse angemeldet.
Diepersdorf. „Die BOLTA-WERKE benötigen einen Investor, der Kapital zur Verfügung stellt, um die nötigen Investitionen zur Neuaufstellung des Unternehmens zu finanzieren“, stellte Volker Böhm heute fest. „Ich bin optimistisch, dass uns dies gelingt. Die BOLTA-WERKE gehören in ihrem Marktsegment zu den international führenden Spezialisten. Zudem ist Bolta nicht im selben Maße von der Transformation betroffen wie andere Zulieferer: BOLTA-Produkte werden für E-Autos genauso benötigt wie für Verbrenner. All das macht die BOLTA-WERKE zu einem attraktiven Investitionsziel.“
Bei einem strukturierten Investorenprozess werden mögliche nationale und internationale Investoren angesprochen. Diese erhalten dann genauso wie diejenigen die sich aus eigener Initiative gemeldet haben, umfassende Informationen über das Unternehmen. Anschließend werden in einem mehrstufigen Prozess unter Einbindung des Gläubbigerausschusses die geeignetsten Kandidaten ausgewählt. Mit diesen tritt Böhm dann in Vertragsverhandlungen. Während des Investorenprozesses vereinbaren beide Seiten umfassende Verschwiegenheit, sodass der (vorläufige) Insolvenzverwalter keine Auskunft zu den teilnehmenden Bietern oder anderen Details des Investorenprozesses geben kann.
Unterdessen ist die Situation des Unternehmens unverändert stabil. „Die Lage ist unter den gegebenen Umständen zufriedenstellend“, ergänzte Böhm heute in Diepersdorf. „Es ist uns gemeinsam gelungen, den Geschäftsbetrieb der BOLTA-WERKE nach dem Insolvenzantrag ohne Unterbrechungen in vollem Umfang fortzuführen. Die Produktion läuft. Alle Aufträge werden wie vereinbart erbracht.“
Parallel zum Investorenprozess hat Böhm weitere Schritte zur Restrukturierung der BOLTA-WERKE eingeleitet, unter anderem zur Einsparung von Kosten. Alle wesentlichen Maßnahmen erfolgen dabei in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat und mit regelmäßigen Informationen der Belegschaft. Böhm: „Unser gemeinsames Ziel in dieser Situation ist klar: die langfristig wirksame Sanierung des Unternehmens.“
Böhm weist aber auch darauf hin, dass die Marktlage weiterhin angespannt ist. Durch die Halbleiter- und Rohstoffkrise sei aktuell nicht absehbar, wieviel Fahrzeuge die Automobilhersteller in den nächsten Monaten tatsächlich bauen können. „Die BOLTA-WERKE wie auch andere betroffene Unternehmen müssen sich wohl auf eine längere Durststrecke einstellen“, so Böhm. „Ich bin aber unverändert optimistisch, dass die BOLTA-WERKE trotz der schwierigen Umstände den Neustart schaffen werden.“ Böhm hob in diesem Zusammenhang das enorme Engagement der Mitarbeiter hervor: „Dieses Engagement ist das wichtigste Kapital für den erfolgreichen Neustart der BOLTA-WERKE.“
Die BOLTA-WERKE fertigen komplexe Bauteile und einzelne Komponenten wie Typenschilder und Zierleisten für zahlreiche Automobil-Premiummarken. Das Unternehmen beschäftigt am deutschen Standort in Diepersdorf zurzeit rund 1.000 Arbeitnehmer. Insgesamt arbeiten weltweit rund 2.400 Mitarbeiter für die BOLTA-Gruppe. Die internationalen Produktionsstätten befinden sich im US-amerikanischen Tuscaloosa (Alabama) und in Puebla (Mexiko). Die ausländischen BOLTA-Gesellschaften sind nicht von Insolvenz betroffen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die BOLTA-Gruppe einen Umsatz von insgesamt rund 230 Mio. Euro.
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