- Ohne neuen Investor ist eine kostendeckende Fortführung von Fertigung und Vertrieb nicht machbar – auflaufende Verluste machen Weiterbetrieb unmöglich
- Bis zuletzt intensive Verhandlungen mit potentiellen Investoren – Interessenten sehen aus unterschiedlichen Gründen von einem Übernahme-Angebot ab
- Insolvenzverwalter kümmert sich um die geordnete Abwicklung – Vermögenswerte des Unternehmens werden bestmöglich veräußert
Mosbach/Schwarzach. Nachdem sich auch die letzten verbliebenen potentiellen Investoren kurz vor Eröffnung des Verfahrens am 01. Oktober 2023 zurückgezogen haben, muss die Döbert GmbH ihren Geschäftsbetrieb einstellen. Ohne neuen Investor ist eine Fortführung von Produktion und Vertrieb des Spezialisten für hochwertiges Reitzubehör vor dem Hintergrund der auflaufenden Verluste unmöglich.
So weit gegangen, wie es uns unter den gegebenen Umständen möglich ist
Betroffen von der Betriebseinstellung sind die zwölf Mitarbeitenden (sieben Vollzeitkräfte und fünf geringfügig Beschäftigte) am Unternehmenssitz in Schwarzach, die vom Insolvenzverwalter bereits informiert wurden. „So gerne wir diesen Schritt vermieden hätten – in diesem Fall ist er leider unumgänglich“, sagt Dr. Markus Schuster vom Stuttgarter Standort der bundesweit vertretenen Kanzlei Schultze & Braun. Bis zuletzt hatte Schuster intensiv mit den potentiellen Investoren verhandelt. „Dabei sind wir so weit gegangen, wie es uns unter den gegebenen Umständen möglich ist“, sagt der Insolvenzverwalter. „Letztlich haben unterschiedliche Gründe dazu geführt, dass sich die Interessenten nach und nach aus dem Investorenprozess zurückgezogen haben. Die vergangenen Wochen haben jedoch gezeigt, dass die notwendigen Investitionen für eine künftige wirtschaftliche Fortführung des Geschäftsbetriebs allen zu hoch waren – auch mit dem Blick auf die aktuell nur bedingt vorhandene konjunkturelle Planungssicherheit und dem derzeit allgemein in der Krise steckende Markt für Pferdezubehör.
Wirtschaftliche Fortführung des Geschäftsbetriebs nur mit einem Investor möglich
Grundsätzlich wäre der Einstieg eines Investors, der den Geschäftsbetrieb übernimmt, zwar immer noch möglich. Realistischerweise müsse man aber feststellen, dass es für einen Erhalt des Unternehmens in seiner bisherigen Form leider nur noch sehr geringe Chancen gebe, so Schuster. „Es war bereits von Anfang an absehbar, dass der Geschäftsbetrieb von Döbert nur mit einem Investor wirtschaftlich fortgeführt werden kann, der neue Aufträge und unter anderem für den Vertrieb ein neues Konzept mitbringt, sowie die dringend notwendige Digitalisierung des gesamten Betriebsablaufs angeht“, sagt der Insolvenzverwalter. „Zusammen mit den bis zum Schluss hochmotivierten Mitarbeitenden haben wir alles dafür gegeben, dass die Fertigung und der Vertrieb auch nach dem Insolvenzantrag weiterlaufen konnten – und auch wenn uns eine Übernahme und eine Fortführung leider nicht vergönnt sind, möchte ich mich für diesen Einsatz herzlich bedanken. Ich kann absolut nachvollziehen, dass die Enttäuschung in der Belegschaft groß ist. Am Engagement der Mitarbeitenden hat es aber definitiv nicht gelegen.“ Er sei auch daher zuversichtlich, dass die Mitarbeitenden bald neue Arbeitsplätze in der Region fänden und unterstütze sie dabei, so der Insolvenzverwalter.
Bestellungen von Lagerware noch möglich – geplanter Abverkauf der Ware bis Jahresende
Die Kunden von Döbert haben dem Unternehmen die Treue gehalten. Seit dem Insolvenzantrag stiegen die Umsätze sogar an – allerdings nicht so weit, dass der Geschäftsbetrieb auch planerisch nach Eröffnung des Verfahrens kostendeckend gewesen wäre. Kunden haben allerdings noch ein paar Wochen die Möglichkeit, bereits produzierte Produkte zu bestellen. Neben sogenannten Sattlerwaren wie etwa Trensen, Zügeln oder Halftern umfasst die Produktpalette von Döbert auch ein umfangreiches Sortiment an Gerten und Peitschen. Parallel laufen die Verhandlungen mit Interessenten für die Lagerbestände. Ein Abverkauf großer auf Lager liegenden Mengen ist daher noch jederzeit möglich. Mit einem kleinen Team von Döbert-Mitarbeitenden kümmert sich Schuster um die geordnete Abwicklung.
Mögliche Käufer für die Marke “DÖBERT“ und die Produktionsanlagen
„Meine Aufgabe als Insolvenzverwalter ist es auch, die Rechte der Gläubiger zu schützen und die Insolvenzmasse zu sichern, aus der die Forderungen der Gläubiger von Döbert befriedigt werden“, sagt Rechtsanwalt Schuster. Dazu zählt auch, dass die Vermögenswerte des Unternehmens bestmöglich veräußert werden, um anschließend die Forderungen der Gläubiger zumindest quotal bedienen zu können. Er führe daher auch bereits Gespräche, mit möglichen, zum Teil auch internationalen, Käufern für zum Beispiel die Wortmarke „DÖBERT“ und für die am Standort befindlichen Maschinen und Produktionsanlagen.
Über Döbert: Die Döbert GmbH war ein traditionsreicher Spezialist für hochwertiges Reitzubehör mit rund 15 Mitarbeitenden. Das 1880 gegründete Unternehmen hatte seinen Sitz im baden-württembergischen Schwarzach, wo ein Teil der Produkte auch selbst gefertigt wurde. Das Unternehmen hat neben sogenannten Sattlerwaren wie etwa Trensen, Zügeln oder Halftern auch ein umfangreiches Sortiment an Gerten und Peitschen vertrieben. Döbert belieferte Kunden auf der ganzen Welt mit seinen eigenen Produkten, aber auch mit denen anderer namhafter Hersteller und bot beim Thema Reitsportzubehör nahezu alles aus einer Hand und für jeden Bedarf.